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Kapitel 2
Offiziersmesse in der Kommandantur von Saint Malo am nächsten Morgen
Von draußen weht durch ein geöffnetes Fenster salzige Meerluft und der Klang des emsigen Treibens im Hafen von Saint-Malo herein, als ich am nächsten Morgen gemeinsam mit meinem Adjutanten, Capitaine Philippe Douligny, frühstücke. Die Glocken läuten just zum Sieben-Uhr-Gebet, als es an der Tür klopft. Kommandant Général Jérôme Pillaut betritt die uns zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten zusammen mit einem Offizier der Marine, den er als Capitaine de vaisseau [Kapitän zur See] Commandant Emannuel Halgan vorstellt.
Pillaut scheint über meine Befehle zumindest grundlegend informiert zu sein und teilt mir mit, dass von den Truppen, die mir für diese Mission zur Verfügung stehen werden, sich bisher lediglich die 7. Halbbrigade der Linieninfanterie in der Stadt befände. Ihr Offizier sei jedoch noch nicht eingetroffen. Er gehe davon aus, dass die verbleibenden Truppen und Offiziere in den nächsten Tagen eintreffen werden und rät mir, die Details meiner Pläne, über die er nicht weiter informiert werden möchte, mit dem Kapitän und deinen Offizieren zu besprechen, sobald diese eingetroffen seien. Bis dahin empfiehlt er mir, die frische Seeluft zu genießen und mich mit der Flotille vertraut zu machen, bevor er dich mit dem Kapitän allein lässt.
Commandant Emannuel Halgan berichtet mir, dass für die anstehende Mission die Kutter Légère, L'Armide, L'Imperiale, Liberté, die Schaluppen Joéphine, Mont Blanc, die Schoner Bon Père, Lyonnais, Entreprenante und die beschlagnahmten Handelsschiffe Renard und Caroline zur Verfügung stünden. Die kleineren Schiffe könnten unter Umständen sowohl zur Anlandung kleinerer Bataillone, als auch der direkten Feuerunterstützung genutzt werden. Er erwarte Berichte aus Nantes und wolle mir in den nächsten Tagen weitere Informationen über die Gezeiten und Aktivitäten der Royal Navy mitteilen. Dann verabschiedet er sich.
Ein Bote überbringt mir indes folgende Nachricht:
Mon général! Komme übermorgen in Saint Malo an, da ich Verbindung mit meinem Detachment auf spezieller Mission halten möchte. Nutze die Gelegenheit, meine Truppen in Plänklerordnung zu Exerzieren. Ich verbleibe Euer Diener, Colonel Pierre Duclaux
Ich antworte Colonel Pierre Duclaux[+] und richte ihm meine Grüße aus Saint Malo aus. Wir wünschen ihm weiterhin eine sichere Reise und Alles Gute, bis wir uns hoffentlich bald wieder begegnen.
Auf meinen Vorschlag hin spaziere ich gemeinsam mit Capitaine Douligny durch das rumorige Treiben des Hafens von Saint-Malo und beobachte die vielen Händler:innen und Korsaren, aber auch Besatzungen der kaiserlichen Marine bei ihrem Werke. Über uns kreischen die Möwen und Fischer:innen bieten ihren Fang feil.
An einem der Quais treffen wir auf Capitaine Halgan, den Flotillenkommandaten, der gerade mit einem Maat einige Frachtpapiere durchgeht.Er begleitet uns um uns einige der Schiffe für die bevorstehende Mission zu zeigen. Die größeren lägen jedoch auf Reede vor dem Hafen. Er versichert, dass die Schiffe in gutem Zustand seien und betont stolz, dass die Royal Navy zwar die großen Seegefechte beherrsche, die kleinen aber deutlich öfter von den französischen Schiffen gewonnen würden.
Als ich später am Abend bei Kerzenlicht in der Kommandantur über Karten der Kanalinseln brüte, teilt mir Douligny mit, dass die Halbbrigade der leichten Infanterie mit einigem Gehabe in die Stadt marschiert sei. Kurz darauf betritt Colonel Pierre[+], den ich bereits von dem Zwischenfall in Rennes kenne, das Zimmer.
Er berichtet mir, dass ihm auf seinem Weg zur Stadt ein kaiserlicher Geheimpolizist begegnet sei. Ich entgegne ihm darauf, dass ich von so einer Person noch nichts gehört habe. Es mache mir aber den Eindruck, dass unsere Vorsicht in Bezug zu den vermeintlich "falschen" Adligen gerechtfertigt gewesen sei. Auf Nachfrage berichtet er mir, dass der Geheimpolizist die Verfolgung von ihm übernommen habe. Ich bin leicht besorgt, ob unsere geplante Invasion durch die Information dieser sogenannten Adligen nicht gefährdet werden könnte.
Im Anschluss besprechen wir meine ersten Überlegungen zum Invasionsplan, an denen sich der Colonel rege beteiligt. Er zeigt sich besorgt, wie wir die starke Inselmiliz besiegen wollen und ob ein gezieltes Ausschalten lokaler Anführer nicht eine Option sein könnte.
Zudem spricht er sich für eine Landung bei St. Cathrine's Bay im Osten aus, um unsere Truppen rasch anzulanden und von dort aus direkt in breiter Front St. Hellier anzugreifen, um es dann gegen mögliche Gegenangriffe zu verteidigen. Ich stimme ihm zu, dass dies ein guter erster Ansatz wäre. Allerdings haben ausschweifende Diskussionen aktuell noch wenig Zweck, da wir ja immer noch auf die anderen Kommandanten unserer Truppen und weitere Informationen warten.
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