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Panzer rollen über die Weiten der russischen Ebene und beschießen feindliche Fahrzeuge, die am Horizont auftauchen. Motorisierte Infanterieverbände leisten sich erbitterte Gefechte um ein paar kleine Dörfer und Waldgebiete, als plötzlich massives Artilleriefeuer niederschlägt und jeglichen Vorstoß im Keim erstickt. Währenddessen kreisen am Himmel unentwegt Jäger in engem Kurvenkampf und tauschen MG-Garben aus.
Aber was für ein Spiel haben wir da eigentlich vor uns? Steel Division 2 ist ein Echtzeitstrategiespiel, welches am 20. Juni 2019 veröffentlicht wurde, thematisch im Zweiten Krieg angesiedelt ist und sich mit der Operation Bagration im Sommer 1944 auseinandersetzt. Programmiert und vertrieben wird das Spiel von der im Januar 2000 von den Brüdern Alexis und Cedric Le Dressay gegründeten, französischen Entwicklerschmiede Eugen Systems mit aktuellem Sitz in Paris. Insbesondere in der letzten Dekade konnte sich Eugen Systems im Wargaming-Sektor einen Namen machen und eroberte mit Titeln wie der Act of War Reihe, der Wargame Reihe, R.U.S.E. und dem Vorgänger Steel Division: Normandy 44 sowohl den breiteren Markt als auch die kompetitive Spielerszene.
Neben dem Basisspiel hat Eugen Systems für Steel Division 2 in den letzten anderthalb Jahren bereits diverse Zusatzinhalte herausgebracht. Die wichtigsten und umfangreichsten sind ohne Zweifel die drei Erweiterungspakete, die sowohl einzeln als auch zusammen im sogenannten History Pass erworben werden können und neben neuen Kampfverbänden und Einheiten auch weitere strategische Kampagnen umfassen. In „Death on the Vistula“ erleben wir die letzten Tage von Operation Bagration und kämpfen wechselseitig vor den Toren der polnischen Hauptstadt Warschau. In „The Fate of Finland“ befinden wir uns im Ringen um die strategisch überlebenswichtige Karelische Landenge und begleiten sowohl die finnische Verteidigungsarmee als auch die Leningrader Front der Sowjets. Im letzten History-Pack-DLC „Black Sunday“ können wir die Bemühungen der Roten Armee bei der Invasion in Rumänien verfolgen, welche die geschwächten rumänischen und deutschen Verbände mit einer Zangenbewegung umfassen will.
Desweiteren hat Eugen Systems mit den „Back to War“ und „Tribute to D-Day“ Packs insgesamt 14 Divisionen aus dem Vorgänger Normandy 44 komplett überarbeitet in ihr neues Spiel überführt, sodass auch Verbände aus Frankreich, dem United Kingdom und den USA zur Verfügung stehen. Mit dem Pre-Order Pack finden dann nochmal zwei weitere Division ihren Weg in das Spiel, während das Commander Pack in erster Linie nur kosmetischen Kleinkram und ein paar elektronische Dokumente wie ein Artbook oder einen Tactical Guide beisteuert.
Im September letzten Jahres haben die Entwickler aufgrund der großen Nachfrage nach mehr Kampfverbänden die sogenannten Nemesis Packs eingeführt, welche jeweils eine spezifische Schlacht beleuchten und zwei neue Divisionen aus diesen Begegnungen in das Spiel integrieren. Dabei kann die Community vorab mit ihre Stimme die Zusammensetzung aus immer drei vorgegebenen Vorschlägen aktiv mitbestimmen. Zusätzlich zu den kostenpflichtigen DLCs hat Eugen Systems auch eine ganze Reihe an kostenlosen Inhalten veröffentlich. Neben dem ersten Nemesis Pack, welches frei runterladbar ist, fügen die Reinforcement Packs dem Basisspiel zwei weitere Divisionen, einige frische Karten, mehr Befehlsoptionen für die Einheiten und zwei neue Spielmodi hinzu. Einen kompletten Überblick über alle bereits erschienenen DLCs findet man auf der Steam Seite von Steel Division 2 in folgendem Beitrag in den Neuigkeiten.
Werfen wir nun aber endlich mal einen Blick in das Spiel und schauen uns das Hauptmenü an. Auf der linken Seite finden sich die einzelnen Menüpunkte (1). Steel Division 2 bietet sowohl Einzelspieler- als auch Mehrspieler-Modi, wobei letztere auch kooperativ mit Freunden spielbar sind. Auf der rechten Seite sind einige Tutorial Videos der beiden Wargaming YouTube-Kanäle VulcanHDGaming und SaucyNetwork verlinkt (2), welche ich euch definitiv empfehlen kann. Die Videos sind zwar schon mehr als ein Jahr alt, aber trotzdem noch relevant und beleuchten viele interessante und wichtige Themengebiete für Einsteiger als auch Spieler mit Erfahrung in anderen Titeln von Eugen Systems. Wer diese Tutorial-Video-Tafel gerne ausschalten möchte, kann das in den Optionen vornehmen, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen. Und nach einem langen Abend in Steel Division 2 könnt ihr das Spiel mit dem „Verlassen“-Button unten links wieder schließen (3).
Im Einzelspielermenü finden wir einen Tutorialbereich (1), welcher uns die verschiedenen Grundlagen des Spiels interaktiv näherbringen soll. Da Eugen Systems kein richtiges Handbuch herausgebracht hat, müssen die Tutorials sozusagen als Ersatz herhalten. Es gibt zwar zwei Manuals, sowohl eins vom Stand der Beta-Phase als auch eins auf dem Stand der Release-Version, allerdings beleuchten beide nicht exakt dieselben Themen und sind leider unvollständig. Als echte Nachschlagewerke sind sie deshalb in meinen Augen nicht zu gebrauchen. Im Taktischen Tutorial wird der Spieler durch insgesamt vier Boot Camps gelotst, in denen Basiswissen zum Infanteriekampf vermittelt und der Ablauf eines Echtzeitgefechts erklärt wird. Für komplette Neulinge sind diese Boot Camps sicherlich ganz interessant, aber auch hier werden wieder nicht alle Grundlagen adäquat behandelt. Im Zusammenspiel mit dem Fehlen eines deutschsprachigen Leitfadens im Internet gab dies den Anstoß für mein Projekt, diese Lücke endlich qualitativ zu schließen. Im Army General Tutorial werden dem Spieler in sieben Abschnitten die Grundlagen zum Army General Modus näher gebracht, einem der Herzstücke von Steel Division 2.
Der Army General Modus gehört zum Spielmodi-Bereich (2) und umfasst die historischen Kampagnen bestehend aus zwei Teilen, dem rundenbasierten Bewegen von Regimentern oder Bataillonen im halbtäglichen Zyklus auf einer großen Übersichtskarte und den Gefechten in Echtzeit auf den Schlachtfeldkarten. Dabei teilen sich der Einzelspieler- und der Mehrspielermodus die selben Karten. Zusätzlich zum Army General Modus können hier noch Einzelschlachten mit und gegen die KI geschlagen oder Historische Schlachten ausgewählt werden, welche tatsächlich stattgefundene Gefechte abbilden und in denen man mit historisch akkuraten Truppenzusammensetzungen zum einen alleine oder miteinander gegen die KI und zum anderen mit Freunden gegeneinander antreten kann.
Der Mehrspielerbereich bietet uns die Möglichkeit, sowohl Ranglistenpartien als auch benutzerdefinierte Partien mit bis zu 20 Spielern zu spielen, wobei freie Plätze durch die KI aufgefüllt werden können. Jeder Spieler führt dabei seine selbst zusammengestellten Kampfverbände aus den im Spiel befindlichen Divisionen ins Feld. Dieses Zusammenspiel aus Mehrspielerpartien und indivuellen Kampfverbänden ist das zweite Herzstück von Steel Division 2. Aufgrund des Umfangs der damit verbundenen, untergeordneten Themengebiete werde ich diesen jeweils eigene Artikel innerhalb meines Leitfadens widmen.
Neben den Statistiken finden wir im Profil unsere Wiederholungen aller Partien, welche wir bisher ausgefochten haben. Das ist ein sehr nützliches Werkzeug, um uns im Nachhinein in Ruhe unsere Spielzüge anzuschauen, diese zu evaluieren und auf Verbessungsmöglichkeiten zu untersuchen. So ist es möglich, aus den eigenen Fehlern zu lernen und in der nächsten Partie eine bessere Leistung abzurufen.
Zum Ende hin gehen wir noch in die Optionen und stellen sicher, dass die wichtigsten Einstellungen richtig ausgewählt sind, wobei die angezeigten Optionen jeweils meine aktuellen sind. Unter Gameplay (1) können wir unter anderem grundsätzliche Einsatzregeln für unsere Einheiten festlegen.
Im ersten, relevanten Block (2) lässt sich der automatische Beschuss von feindlichen Versorgungsfahrzeugen und die Winchester-Evakuierung eigener Flugzeuge einstellen. Da solche Versorgungsfahrzeuge erobert werden können und zusätzliche Versorgungsgüter nie etwas schlechtes sind, sollten wir diese Option ausgestellt lassen. Die Winchester-Evakuierung sorgt dafür, dass alle Flugzeuge, welche ihre Primärwaffen aufgebraucht haben, automatisch das Schlachtfeld verlassen und zum Auftanken und Aufmunitionieren zurückkehren. Das kann insbesondere für Anfänger eine praktische Option sein, um zu Beginn nicht die Übersicht zwischen Luft- und Bodenkampf zu verlieren. Für Fortgeschrittene lohnt es sich aber, diese Option zu deaktivieren, da sich sonst Jagdbomber nach dem Entledigen ihrer Nutzlast in Form von Bomben oder Raketen nicht mehr als Jäger nutzen lassen.
Die Speicherung jeder Wiederholung (3) muss angestellt sein, ansonsten können wir uns diese nach einer Partie nicht mehr ansehen. Standardmäßig ist das aber auch schon so eingestellt.
Im dritten Block (4) lässt sich jeweils die minimale Zielgenauigkeit und die minimale Durchschlagswahrscheinlichkeit aller Einheiten einstellen, welche den "Effizienter Schuss" Befehl erhalten haben. Was das genau ist, wird in einem späteren Artikel noch ausführlich besprochen. Die Standardeinstellung von je 40% ist aber völlig in Ordnung und sollte nur angepasst werden, wenn der Spieler etwas Erfahrung mit dem verknüpften Befehl gesammelt hat.
Zuletzt lassen sich Einsatzregeln für die eigenen Einheiten (5) voreinstellten. So können sich vorstoßende Einheiten sowohl bewegend als auch jagend vorarbeiten. Weiterhin können sich Einheiten, welche keinen Befehl haben, entweder automatisch in die nächstgelegene Deckung begeben oder an der aktuellen Stelle verharren. Auch hier würde ich bei den bereits vorhandenen Einstellungen bleiben.
Anschließend wechseln wir zu den Optionen für die Konfiguration der Benutzeroberfläche (6).
Je nach persönlicher Präferenz lassen sich die taktischen Zeichen als RTS- oder NATO-Symbole einstellen (1). Taktische Zeichen sind die symbolische Darstellung von Truppen, Waffen und Fahrzeugen. RTS-Symbole zeigen dabei die Silhouetten der verschiedenen Einheiten, während die NATO-Symbole Piktogramme nach westlichem Militärstandard sind. Außerdem lässt sich einstellen, ob rechts neben den taktischen Zeichen jeweils die eigene, maximale Panzerungsdicke und Penetrationsleistung eingeblendet werden soll. Insbesondere im kompetitiven Spiel wird diese Option oft verwendet, um im Eifer des Gefechts schnell einen Vergleich mit gegnerischen Einheiten durchzuführen.
Für die Einfärbung der Frontlinie und die Skalierung der Einheiten (2) kann ich nur die standardmäßig voreingestellten Optionen empfehlen. Diese sorgen für ein ausgewogenes Bild auf dem Schlachtfeld, bei dem die Einheiten nicht zu klein wirken und sich noch gut auswählen lassen. Wer sich an der hohen Farbsättigung der Frontlinie stört, kann diese auch auf einen einfachen, zweifarbigen Strich umstellen. Vom Deaktivieren der Einheitennamen und der Minimap kann ich dagegen nur abraten.
Wer die niedrige Gewaltstufe (3) nicht ausgestellt hat, hat die Ostfront nie geliebt. Spaß beiseite, diese Option ist insbesondere für Content Creator interessant, da sich damit auch verfassungsfeindliche Symbolik ausblenden lässt. So werden unter anderem die Hakenkreuze aus den deutschen Reichskriegsflaggen entfernt und durch Balkenkreuze ersetzt sowie die Kommandantenporträts aus den Vorstellungstexten der SS-Divisionen nicht mehr angezeigt.
Abschließend möchte ich mich noch ganz herzlich bei Eugen Systems und namentlich bei Frau Lefebvre bedanken, welche uns auf Anfrage die Nutzung von Inhalten aus Steel Division 2 wie beispielsweise Screenshots oder Artworks im Rahmen des Deutschen Wargaming Blogs und zusammenhängender Projekte erlaubt hat. Erst das hat die hochwertige Bebilderung meines Leitfadens ermöglicht.
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